Nachdem wir von unserem Urlaub in Swakopmund wieder im beschaulichen Tsumeb angekommen waren, hatten
wir bald darauf auch unsere erste Arbeitswoche. Naja, eher eine halbe, denn
Montag und Dienstag war eher noch aufräumen und putzen im Kindergarten
angesagt. Ab Mittwoch kamen dann die ersten Kinder, und was für welche. Seit
diesem Jahr werden auch 2-jährige angenommen und von den „alten“ Kindern waren
nur noch sehr wenige übrig. Das hieß: viele kleine schreiende Kinder, die
selten Englisch oder Afrikaans sprechen, meistens Damara oder Oshivambo, viele
Rucksäcke die ständig vertauscht werden und natürlich kannten die Kinder ihre
Namen nicht. Oft kennen die Kinder nur ihre Spitznamen die ihrem echten Namen
allerdings überhaupt nicht ähneln. Wenn man dann natürlich einen völlig
überforderten Taxifahrer hat, der grade mal weiß wie das Kind in etwa aussieht
welches er abholen soll, aber nicht seinen Namen kennt, ist das Chaos völlig
komplett. Denn wenn man dann erst mal das passende Kind für den Taxifahrer
gefunden hat, fängt die Suche erst richtig an. Denn dann muss man erst mal die
Tasche zu dem Kind suchen, natürlich steht da der echte Name drauf, den das
Kind nicht kennt, dann fehlen meistens noch Jacken und Schuhe. So kam es in den
ersten Tagen häufiger vor, dass Kinder einfach ohne Tasche nach Hause gegangen
sind, weil die Taxifahrer am Ende völlig entnervt waren und die Kinder
natürlich selber auch nicht wussten wie ihre Taschen aussahen. Auch während die
Kinder draußen spielten, hatte man keine Minute Ruhe. Teilweise können die
Kinder noch nicht alleine aufs Klo gehen, haben aber auch keine Windel mehr an.
Wenn das Mädchen allerdings nur Oshivambo redet, dauert es natürlich seine Zeit
bis man versteht, dass es aufs Klo möchte. Teilweise passierten natürlich trotzdem Missgeschicke und weil die Kinder, obwohl es den Eltern gesagt wurde,
keine Wechselklamotten dabei hatten, mussten sie dann teilweise in viel zu
großen Klamotten rumlaufen, weil im Kindergarten gerade nichts anderes gefunden
wurde. Gleich am dritten Tag, wollten die Kindergartenlehrerinnen die Kinder
in ihre Gruppen aufteilen. Die endete in einem heillosen Durcheinander weil die
Kinder nach 10 min. keine Lust mehr hatten in einer Reihe zu stehen, wenn sie
denn überhaupt einmal in einer Reihe standen.
Gerade die kleineren Kinder hatten überhaupt keine Lust darauf, und als ich
einen kleinen Jungen in die Reihe stellen wollte, fing er an zu weinen und
wollte gar nicht mehr aufhören. Da er gerade mal 2 Jahre alt war, nahm ich ihn
kurzerhand einfach auf den Arm, obwohl er für sein Alter schon ganz schön
schwer war. Währenddessen versuchte ich noch drei weitere Kinder in der Reihe
zu behalten. Die Direktorin des Kindergartens lief derweil mit den Steckbriefen
der Kinder zwischen den Reihen hindurch, auf der Suche nach dem passenden Kind
auf den Bildern. Das endete dann damit, dass sie den Kindern teilweise den
Steckbrief vor die Nase hielt und fragte: „Bist du das?“ oder „Weißt du wo
derjenige ist?“. Zwischendurch kam noch eine Mutter und beschwerte sich, dass
ihr Kind einfach von selber wieder nach Hause kam, dies lag jedoch daran, dass
die Tante ihn einfach an den Eingang des Kindergartens abgestellt hatte, ohne
jemandem Bescheid zu sagen. Während sie sich beschwerte, stand das Kind immer
noch am Eingang des Kindergartens. Zwischen dem Eingang des Kindergartens und
dem Tor wo die Autos reinfahren, liegt eine große Sandfläche. Weil das Kind
nach 5 min immer noch keine Anstalten machte seinen Rucksack abzulegen, ging
ich, immer noch den 2-jährigen Jungen auf den Arm, in seine Richtung um ihn zu
den anderen in die Reihe zu stellen. Das fand er allerdings gar nicht so gut
und als ich immer näher kam, fing er an Richtung Tor zu laufen. Erst langsam
dann immer schnell. Schnell setzte ich den Jungen also auf meinem Arm ab, der
so verdutzt war, dass er noch nicht einmal anfing zu weinen, und rannte dem
Jungen hinterher, der ganz schön schnell war. Zu allem Überfluss hatte ich auch
noch Flip-Flops an und dachte schon ich kann ihn gar nicht mehr fassen, aber
zum Glück konnte ich ihn vor dem Tor einfangen und zurück bringen, während er
allerdings wie am Spieß schrie. Zu alledem hatten natürlich das Ganze ein paar
Jugendliche aus dem Youth Haus beobachtet, das direkt neben dem Feld steht und
fanden das natürlich extrem lustig. Ich war nur froh das ich den Ausreißer
rechtzeitig vor dem Tor erreicht hatte und nachdem er erst mal eine ordentliche
Standpauke von den Lehrerrinnen bekommen hatte, die Mutter schien das gar nicht
zu stören das er weggerannt war, war er zwar am Anfang noch etwas
eingeschnappt, hat danach aber keinen weiteren Ausbruchsversuch unternommen und
die Lehrerinnen konnten die Kinder weiter in ihre Gruppen aufteilen.
Nach dieser aufregenden halben Arbeitswoche kam dann sofort
auch schon das Zwischenseminar, welches auf einer Game Lodge in der Nähe von
Windhoek stattfand. Es war echt interessant mal zu hören wie es den anderen
erging obwohl wir größtenteils auch schon viel von den anderen erfahren hatten,
weil wir mit den Freiwilligen aus Rehoboth unseren Urlaub in Swakopmund
verbrachten und die Freiwilligen in Windhoek schon mehrmals besucht hatten.
Trotzdem waren es sehr schöne Tage die ein abenteuerlicher Game-Drive krönte,
bei dem das vordere Auto auf der extrem steilen Bergstrecke stecken blieb. Also
mussten wir aus dem hinteren Auto aussteigen und uns auf die Leitern zum einsteigen
des vorderen Autos stellen, damit es mehr Gewicht bekommt und nicht ständig
eines der Räder abhebt. Nach mehreren Versuchen konnte der Fahrer das Auto glücklicherweise
auf die Spitze des Berges fahren und nach vielen weiteren steilen Abfahrten, extremen
Schieflagen der Autos und einem Gewitter kamen wir auch heile wieder auf der
Lodge an.
Natürlich sahen wir auch einige Tiere darunter mehrere Giraffen mit
Baby-Giraffen und eine Nashorn-Mutter mit Kind. Das Zwischenseminar endete am
Donnerstag, jedoch blieben wir noch bis Sonntag in Windhoek um shoppen und
feiern zu gehen und um eine unsere Freiwilligen zu verabschieden die auf Grund
von Problemen mit ihrer Uni nach einem halben Jahr wieder nach Hause fliegen
musste. Außerdem traf ich noch einen Freund aus Deutschland der jetzt auch für
drei Monate in der Nähe von Windhoek in einer Grundschule arbeitet. Es war echt
schön mal wieder ein bekanntes Gesicht zu sehen der auch viele Leute kennt die
ich auch kenne und es war echt interessant zu hören was er so in dem halben
Jahr alles schon erlebt hatte. Am Sonntagabend sind wir dann todmüde wieder
zurück nach Tsumeb gefahren, denn am Montag fing schon die zweite richtige
Arbeitswoche wieder an, natürlich wieder mit vielen kleinen und großen lachenden,
schreienden und weinenden Kindern.
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