Donnerstag, 30. Januar 2014

Erste Arbeitswoche und Zwischenseminar

 
Nachdem wir von unserem Urlaub in Swakopmund wieder im  beschaulichen Tsumeb angekommen waren, hatten wir bald darauf auch unsere erste Arbeitswoche. Naja, eher eine halbe, denn Montag und Dienstag war eher noch aufräumen und putzen im Kindergarten angesagt. Ab Mittwoch kamen dann die ersten Kinder, und was für welche. Seit diesem Jahr werden auch 2-jährige angenommen und von den „alten“ Kindern waren nur noch sehr wenige übrig. Das hieß: viele kleine schreiende Kinder, die selten Englisch oder Afrikaans sprechen, meistens Damara oder Oshivambo, viele Rucksäcke die ständig vertauscht werden und natürlich kannten die Kinder ihre Namen nicht. Oft kennen die Kinder nur ihre Spitznamen die ihrem echten Namen allerdings überhaupt nicht ähneln. Wenn man dann natürlich einen völlig überforderten Taxifahrer hat, der grade mal weiß wie das Kind in etwa aussieht welches er abholen soll, aber nicht seinen Namen kennt, ist das Chaos völlig komplett. Denn wenn man dann erst mal das passende Kind für den Taxifahrer gefunden hat, fängt die Suche erst richtig an. Denn dann muss man erst mal die Tasche zu dem Kind suchen, natürlich steht da der echte Name drauf, den das Kind nicht kennt, dann fehlen meistens noch Jacken und Schuhe. So kam es in den ersten Tagen häufiger vor, dass Kinder einfach ohne Tasche nach Hause gegangen sind, weil die Taxifahrer am Ende völlig entnervt waren und die Kinder natürlich selber auch nicht wussten wie ihre Taschen aussahen. Auch während die Kinder draußen spielten, hatte man keine Minute Ruhe. Teilweise können die Kinder noch nicht alleine aufs Klo gehen, haben aber auch keine Windel mehr an. Wenn das Mädchen allerdings nur Oshivambo redet, dauert es natürlich seine Zeit bis man versteht, dass es aufs Klo möchte. Teilweise passierten natürlich trotzdem Missgeschicke und weil die Kinder, obwohl es den Eltern gesagt wurde, keine Wechselklamotten dabei hatten, mussten sie dann teilweise in viel zu großen Klamotten rumlaufen, weil im Kindergarten gerade nichts anderes gefunden wurde. Gleich am dritten Tag, wollten die Kindergartenlehrerinnen die Kinder in ihre Gruppen aufteilen. Die endete in einem heillosen Durcheinander weil die Kinder nach 10 min. keine Lust mehr hatten in einer Reihe zu stehen, wenn sie denn überhaupt einmal in einer Reihe standen.  Gerade die kleineren Kinder hatten überhaupt keine Lust darauf, und als ich einen kleinen Jungen in die Reihe stellen wollte, fing er an zu weinen und wollte gar nicht mehr aufhören. Da er gerade mal 2 Jahre alt war, nahm ich ihn kurzerhand einfach auf den Arm, obwohl er für sein Alter schon ganz schön schwer war. Währenddessen versuchte ich noch drei weitere Kinder in der Reihe zu behalten. Die Direktorin des Kindergartens lief derweil mit den Steckbriefen der Kinder zwischen den Reihen hindurch, auf der Suche nach dem passenden Kind auf den Bildern. Das endete dann damit, dass sie den Kindern teilweise den Steckbrief vor die Nase hielt und fragte: „Bist du das?“ oder „Weißt du wo derjenige ist?“. Zwischendurch kam noch eine Mutter und beschwerte sich, dass ihr Kind einfach von selber wieder nach Hause kam, dies lag jedoch daran, dass die Tante ihn einfach an den Eingang des Kindergartens abgestellt hatte, ohne jemandem Bescheid zu sagen. Während sie sich beschwerte, stand das Kind immer noch am Eingang des Kindergartens. Zwischen dem Eingang des Kindergartens und dem Tor wo die Autos reinfahren, liegt eine große Sandfläche. Weil das Kind nach 5 min immer noch keine Anstalten machte seinen Rucksack abzulegen, ging ich, immer noch den 2-jährigen Jungen auf den Arm, in seine Richtung um ihn zu den anderen in die Reihe zu stellen. Das fand er allerdings gar nicht so gut und als ich immer näher kam, fing er an Richtung Tor zu laufen. Erst langsam dann immer schnell. Schnell setzte ich den Jungen also auf meinem Arm ab, der so verdutzt war, dass er noch nicht einmal anfing zu weinen, und rannte dem Jungen hinterher, der ganz schön schnell war. Zu allem Überfluss hatte ich auch noch Flip-Flops an und dachte schon ich kann ihn gar nicht mehr fassen, aber zum Glück konnte ich ihn vor dem Tor einfangen und zurück bringen, während er allerdings wie am Spieß schrie. Zu alledem hatten natürlich das Ganze ein paar Jugendliche aus dem Youth Haus beobachtet, das direkt neben dem Feld steht und fanden das natürlich extrem lustig. Ich war nur froh das ich den Ausreißer rechtzeitig vor dem Tor erreicht hatte und nachdem er erst mal eine ordentliche Standpauke von den Lehrerrinnen bekommen hatte, die Mutter schien das gar nicht zu stören das er weggerannt war, war er zwar am Anfang noch etwas eingeschnappt, hat danach aber keinen weiteren Ausbruchsversuch unternommen und die Lehrerinnen konnten die Kinder weiter in ihre Gruppen aufteilen.

Nach dieser aufregenden halben Arbeitswoche kam dann sofort auch schon das Zwischenseminar, welches auf einer Game Lodge in der Nähe von Windhoek stattfand. Es war echt interessant mal zu hören wie es den anderen erging obwohl wir größtenteils auch schon viel von den anderen erfahren hatten, weil wir mit den Freiwilligen aus Rehoboth unseren Urlaub in Swakopmund verbrachten und die Freiwilligen in Windhoek schon mehrmals besucht hatten. Trotzdem waren es sehr schöne Tage die ein abenteuerlicher Game-Drive krönte, bei dem das vordere Auto auf der extrem steilen Bergstrecke stecken blieb. Also mussten wir aus dem hinteren Auto aussteigen und uns auf die Leitern zum einsteigen des vorderen Autos stellen, damit es mehr Gewicht bekommt und nicht ständig eines der Räder abhebt. Nach mehreren Versuchen konnte der Fahrer das Auto glücklicherweise auf die Spitze des Berges fahren und nach vielen weiteren steilen Abfahrten, extremen Schieflagen der Autos und einem Gewitter kamen wir auch heile wieder auf der Lodge an.

Natürlich sahen wir auch einige Tiere darunter mehrere Giraffen mit Baby-Giraffen und eine Nashorn-Mutter mit Kind. Das Zwischenseminar endete am Donnerstag, jedoch blieben wir noch bis Sonntag in Windhoek um shoppen und feiern zu gehen und um eine unsere Freiwilligen zu verabschieden die auf Grund von Problemen mit ihrer Uni nach einem halben Jahr wieder nach Hause fliegen musste. Außerdem traf ich noch einen Freund aus Deutschland der jetzt auch für drei Monate in der Nähe von Windhoek in einer Grundschule arbeitet. Es war echt schön mal wieder ein bekanntes Gesicht zu sehen der auch viele Leute kennt die ich auch kenne und es war echt interessant zu hören was er so in dem halben Jahr alles schon erlebt hatte. Am Sonntagabend sind wir dann todmüde wieder zurück nach Tsumeb gefahren, denn am Montag fing schon die zweite richtige Arbeitswoche wieder an, natürlich wieder mit vielen kleinen und großen lachenden, schreienden und weinenden Kindern. 

Samstag, 4. Januar 2014

Windhoek, Soussusvlei und Swakopmund

So lange Ferien sind haben wir auch frei hier weil über Weihnachten keine einziges Kind im Kinderdorf ist und natürlich auch im Kindergarten nicht. Also entschieden wir uns ein bisschen zu reisen. Als erstes besuchten wir noch einmal ein paar Tage die Freiwilligen in Windhoek. Bisschen shoppen, bisschen feiern, so verbrachten wir hauptsächlich die Tage dort. Dann ging es am 20. Dezember los nach Soussusvlei. Wir hatten uns ein Auto gemietet welches der Freund von Leonie, einer der Freiwilligen mit denen ich zusammen wohne, fuhr. Auf dem Weg nach Soussusvlei war ich echt froh, dass es gerade nicht regnete denn teilweise ging die sandige Straße schon sehr steil bergab und wieder bergauf und mit dem Auto was wir gemietet hatten, wären wir bei Regen geradewegs wieder heruntergerutscht  und hätten es die Berge gar nicht erst hochgeschafft. Insgesamt gibt es drei Wege um von Windhoek nach Soussusvlei zu fahren. Einen kurzen, einen Langen und einen dazwischen. Wir wählten den mittleren Weg, weil es der einzige war der nicht über einen Pass führt und wir vorher schon gewarnt wurden, dass es sein kann, dass man ohne Geländewagen echte Probleme bei den Pässen bekommen würde. Erstaunlicherweise war der Weg der nicht über den Pass führte für Namibianische Verhältnisse echt gut, obwohl er nicht geteert war. SO erreichten wir dann ohne weitere Vorkommnisse unser Camp im Park. Wenn man nach Soussusvlei fährt, sollte man sich auf jeden Fall innerhalb des Parks einquartieren, nicht nur weil man dann nur einmal für den Park  bezahlt, sondern auch weil man vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang noch im Park herumfahren darf. Besucher die nicht im Park wohnen, müssen vor Sonnenuntergang aus dem Park raus sein und dürfen erst nach Sonnenaufgang wieder herein und müssen jedes Mal neu Eintritt bezahlen.  Wir hatten also einen Platz auf dem Campingplatz gebucht und stellten fest: Wir sind völlig falsch ausgestattet. Alle um uns herum hatten riesige Zelte die schon fast kleinen Häusern ähnelten und alle hatten Campingstühle und Tische. Wir dachten der Campingplatz wäre wie im Etosha ausgestattet wo jeder Platz seinen eigenen Tisch und vier Stühle aus Stein hatte und eine Grillstelle. In Soussusvlei gab es allerdings keine Stühle und keine Tische,  nur eine Grillstelle, also mussten wir auf dem Boden essen. Was an sich jetzt auch nicht so schlimm war. Viel schlimmer waren unsere Zelte. Wir hatten uns Zelte aus dem Kinderdorf ausgeliehen die allerdings nicht regendicht sind und auch nicht sonderlich stabil. Es windete allerdings so stark im Camp das wir zwischendurch die Stangen rausnehmen mussten und die Plane mit Steinen beschweren mussten damit uns das Zelt nicht wegflog. Trotz aller Vorsicht sind uns trotzdem leider die Stangen unserer Zelte gebrochen, was schon wirklich ärgerlich war, zudem war es schone echt nervig im Dunkeln jedes Mal das Zelt wieder neu aufzubauen.



 In der Vorletzten Nacht liefen zu allem Überfluss auch noch Skorpione im Camp herum und sogar unter das Zelt von Leonie und ihrem Freund die daraufhin im Auto schliefen. Wir hatten so Angst, dass die Skorpione auch unter unser Zelt krabbeln oder in unser Zelt, weil der Reisverschluss auch nicht mehr richtig geschlossen hatte von unserer Tür, sodass wir die Stellen an der Tür die offen waren mit Pflastern klebten und dann möglichst regungslos in unseren Schlafsäcken versuchten zu schlafen weil die Skorpione zwar wohl nicht durch den Schlafsack stechen können aber durch die Plane von unserem Zelt. Daher waren wir sehr bedacht, die Hände nicht auf den Boden des Zeltes zu legen. In der zweiten Nacht kam zu der Angst vor den Skorpionen auch noch ein Gewitter hinzu sodass kaum einer in unserem Zelt wirklich schlafen konnte, weil wir zudem Angst hatten, das Zelt könnte dem Sturm nicht standhalten und würde über uns einknicken. Mal ganz abgesehen von den schrecklichen Nächten waren die Tage doch sehr schön da. Allerdings waren drei Nächte dann noch etwas zu viel. Wir kletterten auf die Düne 45 und auch auf die Elim Düne und schauten uns dort wunderschöne Sonnenunter- und Aufgänge an. Man unterschätzt allerdings die Höhe der Dünen doch ganz schön und gerade mit Wind ist es verdammt anstrengend auf den Dünen herumzuklettern. 


Dann wanderten wir durch die Wüste zu Hidden Vlei. Zwei Kilometer durch die Wüste zu wandern über Sand ist schon sehr anstrengen und auch Dead Vlei konnte man nur zu Fuß erreichen, allerdings lohnt es sich schon dorthin zu laufen, da es ein wunderschönes Bild ist die vertrockneten Bäume zu sehen die aus dem Boden herausragen wie Hände. 


Natürlich fuhren wir auch nach Soussusvlei rein. Da man dafür allerdings einen Geländewagen braucht, fuhren wir mit dem Shuttle den der Park dort anbietet. Die Landschaft ist wunderschön, allerdings ist es auch extrem warm und am Ende des Tages freut man sich einfach nur auf eine Dusche um den ganzen Sand endlich herauszuwaschen der sich in der Zeit so in den Klamotten und auf der Haut ansammelt. Auch einen Canyon gab es dort durch den wir ein bisschen gewandert sind. An einer Stelle musste man über Steine klettern und kam dann zu einer halboffenen Höhle mit einem kleinen See darin. Wenn man so durch Park fährt, der übrigens eine geteerte Straße hat, sieht man immer mal wieder kleine Antilopen, Strauße und Oryxe. Wirklich schön sind auch die Sonnenuntergänge die die Dünen in ein rotes Licht tauchen, während sich die Farben am Himmel immer wieder ändern. 


Obwohl die Landschaft dort echt schön war, war ich schon froh als wir endlich auf dem Weg nach Swakopmund fahren. Denn durch das schlechte Wetter und den ganze Wind war auch das Grillen dort immer etwas schwierig. An einem Abend hatten wir sogar beschlossen nicht mehr zu grillen da es so windete, dass wir einfach nur noch Brot aßen, die Zelte aufbauten und ins Bett gingen. Da es von Soussusvlei nur einen einzigen Weg nach Swakopmund gibt, mussten wir über zwei Pässe fahren und durch den Naukluft Park. Dieser Weg war zwar auch ganz ok, allerdings musste man an manchen Stellen schon sehr langsam fahren, da wir keinen Geländewagen hatten. Zudem mussten man bei den Pässen schon extrem aufpassen da die Straße an den Seiten steil bergab ging und es am Straßenrand keine einzige Leitplanke gab, typisch Afrika halt. Außerdem war die Straße teilweise sehr schmal und kurvig und an einer Stelle musste man über eine Brücke, die allerdings einfach zur Hälfte von einem umgestürzten Baum versperrt war. Wenn man aber durch den Naukluft Park fährt hat man eine wunderschöne Aussicht auf das Tal und riesige Berge. Nach dem Naukluft Park verläuft die Straße schnurgerade durch die Wüste bis nach Walvis Bay und von dort nach Swakopmund. Es ist schon faszinierend durch die Wüste zu fahren, während um einen herum nichts ist außer Steine und Sand und auch sonst niemand auf der Straße ist. Als wir endlich in Swakopmund angekommen waren und auch das Haus gefunden hatten, was wir gemietet hatten, trafen wir auch die anderen  vier Freiwilligen aus Rehoboth mit denen wir den Urlaub gemeinsam verbringen wollten. Unser Haus war riesig und nur 5 min vom Strand entfernt. Am ersten Abend gingen wir zu einem Mexikaner essen und danach gingen noch ein paar von uns und ich zu einer Hunters Party. Am nächsten Morgen war dann auch schon Weihnachten. Es war schon etwas komisch Weihnachten am Strand zu sein und mehr oder weniger zu schwimmen. Die Wellen waren so hoch, dass es fast unmöglich war ins Wasser hineinzukommen. Am Abend gingen wir in einem Restaurant am Strand essen und feierten dort zusammen Weihnachten. In Namibia wird Weihnachten erst am 25. Dezember gefeiert und die meisten Namibianer verbringen Weihnachten in Swakopmund am Strand und grillen dort. Die restlichen Tage verbrachten wir mit Shoppen, Sandboarding (das ist wie Snowboarden halt nur auf Sand), Lay-down Sandboarding ( man liegt auf einem Brett und fährt so die Düne herunter, wesentlich einfacher wenn man nicht Snowboarden kann ist Sandboarding nämlich auch nicht so einfach), einem Dolphin-Cruise (wir sahen Delfine und Seerobben und es kamen sogar Seerobben und Pelikane auf das Boot), Quadfahren durch die Wüste, einer Colourparty (das ist wie das Holi in Deutschland man hat gefärbtes Mehl und beschmeißt sich gegenseitig damit und am Ende sind alle bunt) und einer Silvesterparty mit mehreren tausend Leuten in einem alten Schwimmbad.



 Insgesamt waren wir 10 Tage in Swakopmund, die uns allen viel zu kurz vorkamen und obwohl wir eine so große Gruppe waren (9 Leute insgesamt) haben wir sehr viel zusammen gemacht und hatten jede Menge Spaß und ich freue mich schon alle auf dem Zwischenseminar am 18. Januar auf einer Lodge in der Nähe von Windhoek wiederzusehen.