Manchmal fallen den Namibianern schon komische Sachen ein. Heute
war National Prayer Day (http://www.newera.com.na/2014/03/06/national-prayer-day/)
weil in Namibia so viel „Gender-based violence“ passiert. Daher hatte der Präsident
dazu aufgerufen, heute um 10 zu beten. Auch in Tsumeb fand dafür sogar eine
Veranstaltung im UN Park statt. Da wir hier keine Zeiktung lesen, bekamen wir
das ganze natürlich erst einen Tag früher mit. Heute gingen wir also in den
Kindergarten, wo uns die Kindergärtnerinnen erklärten, dass heute kein „Unterricht“
stattfindet, sondern die Kinder alle raußen spielen und um 9 Uhr zusammen
gebetet wird. Außerdem macht der Kindergarten um 12 Uhr zu, da die
Kindergärtnerinnen zu der Veranstaltung im UN-Park gehen. Natürlich kam dieser
neue Feiertag einigen Mitarbeiter (der etwas fauleren Sorte im Kinderdorf) schon
zu gute. Denn das heißt ja, nur ein halber Tag Arbeit. Da wir Donnerstags eh
von 10-12 Uhr Babycreche machen, blieben wir also bis um 10 Uhr und beteten
auch zusammen mit den Kindern um 9 Uhr. Dabei hielt die Direktorin des Kindergartens eine kurze Ansprache mit
teilweise etwas doch eher fragwürdigen Formulierungen wie „this is because of
all the bad people with their knife and guns outside that kill the people“,“u
can see the blood everywhere when you watch tv“ und „they say they love each
other but this is a lie in front of god“. Das eigentliche Gebet wurde
dann von einer Kindergartenlehrerin auf Damara gehalten, weil dies ihre Sprache
ist, und sie sagte, sie kann sich in ihrer eigenen Sprache besser ausdrücken,
daher hält sie das Gebet auf Damara. Ob die Kinder wirklich verstanden haben
warum sie heute gebetet haben und warum sie den ganzen Tag draußen spielen
durften, darüber bin ich mir nicht sicher. Ein älteres Mädchen hat sich danach
bei allen bedankt, dafür dass sie heute beten durften. Um 10 Uhr holten wir
dann die Babys aus den Häusern um sie zu bespaßen. Am Ende stellte sich uns
allerdings ein kleines Problem. Da viele der Mütter zu der Veranstaltung im
Park gegangen waren, waren kaum welche da, denen wir die Babys hätten geben
können, da ihre Mütter nicht da waren. Schließlich erbarmte sich dann doch eine
Tante und passte dann nach der Babykrippe auf die Kinder auf, bis die Mütter
wieder zu Hause waren. Ich bin dann nach dem Kindergarten zum UN-Park gelaufen
um mir anzuschauen, was dort für eine Veranstaltung war. Anfangen sollte das
ganze um 12.30 Uhr, aber wie das in Namibia so ist, fing es natürlich nicht
pünktlich an, obwohl der Master of Ceremoy schon etwas bedacht war, das Programm
halbwegs einzuhalten. In ganz Namibia waren die Arbeitgeber dazu aufgerufen
ihren Arbeitnehmern wenigstens ab 10 in Windhoek und halb 1 in Tsumeb
freizugeben, damit sie an den Veranstaltungen teilnehmen konnten. Etwa eine
Viertelstunde später als geplant wurde dann angefangen (für Namibianische
Verhältnisse wirklich sehr gut). Der Ceremony Master war schon bedacht halbwegs im Plan zu sein und
drängte auch anzufangen mit den Worten „I can see the people from Shoprite, so
maybe Shoprite is also closed so we have to be on time with our programme“. Als erstes wurde die Nationalhymne und
die African Union Anthem gesungen. Da keiner allerdings richtig anfangen wollte
mit singen, wurde eine Freiwillige auf die Bühne gerufen die anfangen sollte. Die
etwas ältere Dame fing dann auch zu singen, zwar mehr schlecht als recht und
nach kurzem Gelächter stimmte dann jedoch die Menge ein und es hörte sich
wirklich schön an wie mehrere hundert Menschen die National Anthem singen. Und
dann wurde durch das Programm gegangen, nachdem geklärt wurde in welcher
Sprache denn nun geredet werden sollte (ein immer wieder auftretendes Problem).
Es wurde sich auf Afrikaans und Englisch
geeinigt. Bei dem Punkt „Lights of the Candles“ fragte der Master of Ceremony ob
denn jeder eine Kerze mitgebracht hatte. Nachdem ein Murmeln durch die
Menschenmenge ging, ertönte ein doch eher lautes klares „No“. Keiner wusste
davon, nur die Bürgermeisterin hatte eine Kerze dabei. Und als aus der Menge
dann auch noch getönt kam „We don’t need candles, we are the lights.“ Und die
Menge zustimmend „Amen“ rief, hatte sich das Thema Kerzen dann auch erledigt.
Neben einem Opening Prayer, gabe es auch welcoming remarks und eine minute of
silence bei der die Glocken aller
Kirchen von ganz Namibia zur gleichen Zeit (nämlich um 13 Uhr) ertönten. Danach
gab es biblical reflections, Gebete von verschiedenen Pastoren zu den Themen:
gender-based violence, peace, family values, leaders und binding the blood
thirst demons. Danach folgte eine „Introduction of a New Transformational Program“
und einige Abschlussworte und natürlich auch ein closing prayer. Während den
Gebeten kamen immer wieder zustimmende Rufe aus dem Publikum in allen möglichen
Sprachen.
Insgesamt war es sehr interessant zu sehen wie Namibia mit
dem Thema Gewalt umgeht. Wenn vermehrt Gewalt gegen Frauen, aber auch gegen
Männer auftritt, ist die erste Reaktion: zu beten. Ob das jetzt wirklich die
vermehrte Gewalt eindämpft ist mal dahingestellt, aber auf jeden Fall schärft es
schon etwas das Bewusstsein der Bevölkerung auf diese Weise darauf aufmerksam
zu machen und erreicht so wenigstens auch eine breite Bevölkerungsgruppe.