Donnerstag, 21. November 2013

Welcome to Graduation 2013



Endlich war es soweit. Die Kindergartengraduation fand gestern Abend in der Community Hall statt. Auf diesen Tag hatten wir mit den Kindern hingearbeitet, seit wir im Kindergarten angefangen hatten zu arbeiten. Wir übten Wochenlang die Memoryverse (Verse aus der Bibel), das laute richtige Sprechen (das bei manchen Kindern in einem einzigen angestrengten Geschrei endete in dem sämtliche Töne der Tonleiter ausprobiert wurde während die Augen geschlossen waren, weil es ja so anstrengend war) und die Verbeugung. Wie oft mussten wir das Lachen unterdrücken bei den angestrengten Gesichtern der Kinder und besonders bei dem Vers eines kleinen Kindes der lautete: I am a virgin, how can this be. So oft wurde die verschiedenen Weihnachtslieder geübt und insbesondere die Nationalhymne. Was gäbe es für einen Aufschrei in Deutschland wenn die Kindergartenkinder „On attention“ und mit „Hands to your body“ die Nationalhymne singen würden. Aber hier gehört das einfach dazu.  Am Ende lief die ganze Veranstaltung für Namibianische Verhältnisse erstaunlich geordnet ab. Am Morgen dekorierten wir mit 2 der Kindergärtnerinnen die Community Hall. Wir sollten um 5 Uhr da sein und schwarz oder weiß angezogen sein. Also gingen wir nach dem Dekorieren nach Hause, machten uns frisch und zogen uns um. Um viertel vor 5 machten wir uns dann auf dem Weg zu Community Hall die in der Location ist. Auf dem Weg dorthin machten wir eine sehr merkwürdige Begegnung. In der Location ist es eher selten das Weiße herumlaufen aber an sich ist es kein Problem dort herumzulaufen, man wird nur sehr merkwürdig angeschaut. Aber gestern kam doch tatsächlich ein schwarzer Mann auf uns zu und zeigte in Richtung der Community Hall zu der wir gerade liefen und meinte: „ Ihr lauft in die falsche Richtung. Das hier ist Buschmanngebiet.“ Dann zeigte er in die andere Richtung wo die Innenstadt liegt und meinte: „ In dieser Richtung ist die Town.“  In dem Moment muss ich sagen, kam ich mir schon ein  bisschen diskriminiert vor. Nur weil es nicht so oft vorkommt das dort Weiße herumlaufen und nur weil wir weiß sind dürfen wir also nicht dort herumlaufen. Naja, nachdem wir ihn dann einfach ignoriert haben und weitergegangen sind, kamen wir dann auch ohne weitere Vorfälle an der Community Hall an. Dort warteten sogar ein schon paar Eltern mit ihren Kindern die alle super herausgeputzt waren. Die Jungs trugen Anzüge und die Mädchen weiße Kleider die einen an Hochzeitskleider erinnern. Ein paar der Mädchen waren sogar geschminkt. Die Veranstaltung wurde sogar recht pünktlich begonnen. Immer wieder kamen dann zwar noch verspätete Eltern herein, aber das schien auch keinen zu stören. Es wurden Weihnachtslieder wie z.B. Joy to the world oder Silent night gesungen und natürlich wurden auch die lange geprobten Verse aufgesagt. Erstaunlicherweise haben nur sehr wenige Kinder ihre Verse vergessen, obwohl sie doch alle sehr aufgeregt waren. Am Ende wurde den Kindern die den Kindergarten verlassen um auf die Grundschule zu gehen ein Zertifikat überreicht, das bescheinigt, dass sie im Kindergarten gewesen waren. Dabei trugen sie schwarze Roben und Kappen und sahen aus wie kleine Uniabsolventen. Und eine Überraschung gab es auch noch für die Eltern. Wir sangen mit den Kindern zusammen „Oh Tannenbaum“ als Abschluss. Alle Kinder waren am Ende total geschafft und müde aber man sah ihnen an wie stolz sie waren. Auch die Eltern waren alle so stolz auf ihre Kleinen. Es war echt schön, dass wir die Vorbereitungen von Anfang an miterlebt haben und so viel dazu beitragen konnten, um dann am Ende das Ergebnis zu sehen, das wirklich toll war. 

Sonntag, 3. November 2013

Copper Festival in Tsumeb

Copper, Copper, Copper. Dieses Wochenende war Copper Festival in Tsumeb von Donnerstag bis Samstag. Das ist so in etwa das Highlight des Jahres hier (sonst passiert hier ja auch nicht so viel). Schon Wochen vorher wurden ständig Meetings im Kinderdorf abgehalten um die Organisation des SOS Standes zu organisieren. „Ja, die Leute hier lieben Meetings“, wie eine Mitarbeiterin des FSP so schön sagte. Auch im Kindergarten war schon eine Woche vorher von nichts anderem mehr die Rede als das Copper Festival, sowohl bei den Kindern als auch den Lehrerinnen. Dementsprechend war ich natürlich schon gespannt wie es werden würde. Allerdings wurde uns auch gesagt, dass wir aufpassen sollten und keine Taschen mitnehmen sollten, denn die würden uns geklaut werden. Zudem hatte fast jedes Kind diese Spielzeugpistolen mit denen man kleine gelbe Kügelchen schießen kann und die ganz schön weh tun wenn man sie abbekommt. Da es allerdings viel zu warm für eine lange Hose war, nahmen wir das Risiko in Kauf getroffen zu werden und blaue Flecken zu bekommen. Im Nachhinein ging es auch so lang man nicht direkt in der Nähe der Kinder stand. Das Copper Festival fand in dem großen Park von Tsumeb statt. Auf der einen Seite standen lauter Zelte und Stände die Essen, hauptsächlich Gegrilltes, verkauften und auf der anderen Seite standen Zelte und Stände die Schmuck, Schminke, T-Shirts, Kleider und traditionelle Anziehsachen verkauften.  

Als wir am Donnerstag das erste Mal dort waren, liefen die ganze Zeit kleine Kinder hinter uns her und beobachteten uns und wollten Geld von uns, als wir allerdings einen Tag später da waren, wurden wir fast weitgehend von den Kindern in Ruhe gelassen. Es gab super viele und schöne Armbänder die alle auch noch echt billig waren. Da musste ich natürlich erst mal einige kaufen, am Ende war mein ganzer Arm voll von Armbändern  weil ich sie alle angezogen hatte, damit sie mir nicht geklaut werden. Denn uns wurde auch gesagt, dass es vorkommen kann, dass gerade die Kinder auch das Geld aus der Hosentasche klauen. Insgesamt wurde uns glücklicherweise nichts geklaut. Auch die Kinder aus dem Kinderdorf waren die ganze Zeit auf dem Copper Festival und so trafen wir immer wieder bekannte Gesichter, ja Tsumeb ist schon eher ein kleines Städtchen. Allerdings hörten wir auch viele negative Sachen über da Copper Festival. Gerade Abends sollte man da nicht mehr hingehen, weil so viele Leute sich betrinken und einen dann ausrauben oder schlimmeres. Ein Bekannter unserer Afrikaanslehrerin, übrigens ein Weißer, erzählte uns auch dass die Weißen hier in Tsumeb gar nicht oder nur selten auf das Copper Festival gehen und es auch das Charcoal Festival nennen weil: „Everywhere is black, just black people.“ Ja die wenigen Weißen die hier leben sind unglaublich rassistisch und trennen sich auch ganz stark von der schwarzen Bevölkerung ab. Sie leben in anderen Bereichen der Stadt, gehen meistens auf Privatschulen oder werden zu Hause unterrichtet und wenn sie „feiern“ gehen, in den Flying Club oder Gspot, dann sind da wirklich auch nur Weiße. Als wir auf dem Copper Festival waren, waren wir zwar wirklich fast die einzigen Weißen aber bis auf das wir ab und zu etwas erstaunt angeschaut wurden und einer auch zu uns kam und ein Foto mit uns machen wollte mit dem Kommentar: Wir haben hier so wenige Weiße, ich will deshalb ein Foto mit euch machen.“ waren alle anderen Leute super  nett zu uns.
An einem Stand konnte man typische getrocknete Snacks der Oshivambo kaufen und die Frau am Stand hatte richtig Spaß uns daran uns zu erzählen wie die verschiedenen Sachen heißen, wie man sie isst und sie uns zum probieren anzubieten. Wir kauften dort dann auch kleine runde getrocknete Früchte die ein bisschen wie Rosinen schmecken. Den Namen der Frucht erzählte sie uns auch, allerdings habe ich diesen leider wieder vergessen.



Am Freitag waren wir auch noch auf einer Hausparty von einem Bekannten, übrigens ein Schwarzer, und ich hatte ein bisschen die Befürchtung, dass sie alle denken könnten wir wären genau so rassistisch wie die Weißen die hier leben. Gut dass sich diese Befürchtung nicht bewahrheitete. Wir waren zwar die einzigen Weißen, es zeigte sich mal wieder die Trennung der Weißen und Schwarzen hier, Weiße haben keine Schwarzen Freunde und umgekehrt dann natürlich auch nicht, aber nachdem wir 5 Minuten da waren unterhielten sich alle Leute ganz normal mit uns und plötzlich saßen wir mit den Mädchen zusammen und hatten echt super viel Spaß. Ständig wollten sie Fotos machen, ja die Afrikaner lieben es alle super viele Fotos zu machen, und natürlich gegrillt wurde auch und zwar typisch Afrikanisch. Es wurde einfach jede Menge Fleisch auf den Grill gepackt und dann in einem großen Topf auf den Tisch gestellt und jeder konnte sich bedienen. Natürlich wurde auch nur mit den Händen gegessen, langsam gewöhnt man sich echt daran auch wenn ich teilweise das Gefühl hab dass es noch nicht ganz so elegant aussieht wie bei den afrikanischen Mädchen.  Insgesamt muss ich auch sagen, dass die Afrikaner wesentlich cooler, offener und lustiger sind als die wenigen Weißen die wir hier bis jetzt kennen gelernt haben. Und außerdem sind die Afrikaner, soweit ich das bis jetzt mitbekommen habe, weniger bis gar nicht rassistisch gegenüber Weißen, im Gegensatz zu den Weißen. Schon traurig, dass die Weißen, die hier ja eindeutig in der Minderheit leben, so schlecht über die Schwarzen reden und sich so von ihnen abkapseln und sich als etwas Besseres fühlen, obwohl sie sich gar nicht so groß von ihnen unterscheiden, bis auf in ihrer Hautfarbe. Naja, nach diesem Wochenende mit so vielen Neuen Erfahrungen, neuen Menschen und Eindrücken muss ich heute, also am Sonntag erst mal entspannen und mich ein wenig auf den Kindergarten vorbereiten, denn der war am Donnerstag und Freitag auf Grund des Copper Festivals ausgefallen. Ein wenig habe ich die kleinen Racker ja schon vermisst, mal schauen wie es dann am Montag sein wird, wieder einen mehr oder weniger geregelten Tagesablauf zu haben. Denn da die Kinder aus dem Kinderdorf fast alle den ganzen Tag auf dem Copper waren, fielen sämtliche Nachmittagsaktivitäten mit ihnen von Mittwoch bis Freitag aus.